Posthum entdeckt:
»Leben und Schicksal« von Wassili Grossman
Olga Martynova und Oleg Jurjew stellen das Epos vor
Moderation Alf Mentzer (hr2-kultur)
»Leben und Schicksal« des sowjetischen Autors Wassili Grossman (1905–1964) ist 2007 erstmalig als ungekürzte Fassung in Deutsch erschienen. Bislang so gut wie unbeachtet kam diese Neuausgabe einer Sensation gleich. Die Kritik rief den Roman zum wichtigsten literarischen Zeugnis der faschistisch-stalinistischen Epoche aus. Von 1943 bis 1960 arbeitete Grossman an dem Werk, das Tolstojs »Krieg und Frieden« ebenbürtig sein sollte. Zu Lebzeiten des Autors verboten und auf abenteuerlichen Wegen aus der Sowjetunion geschmuggelt, erreicht es in Russland heute Massenaufl agen.
»Leben und Schicksal« ist nicht zuletzt das Dokument der bitteren Desillusionierung eines assimilierten, den »revolutionären Werten« verpfl ichteten Sowjetbürgers jüdischer Herkunft. Er, der als Kriegsreporter im »großen vaterländischen Krieg« Terror, Gewalttaten und ethnische Säuberungen auf beiden Seiten der Front erlebt hatte, konnte nicht anders, als die Diktaturen ineinander zu spiegeln. Der Leser ahnt, dass die Gräuel auf deutscher wie sowjetischer Seite sich näher waren, als viele bis heute wahrhaben wollen.
Die aus Russland stammenden und heute in Frankfurt lebenden Schriftsteller Olga Martynova und Oleg Jurjew stellen Wassili Grossmans »Leben und Schicksal« vor.
Ort Frankfurter Verein für Künstlerhilfe e. V. auf dem Naxosgelände, Wittelsbacherallee 27 – 29
Eintritt 6 Euro / ermäßigt 4 Euro
Anfahrt Tram 14 (Waldschmidtstraße)